Interview mit Eric Berg

Interview Eric Berg

Ja, es gibt diese Menschen, die vom Schreiben gut, sogar sehr gut, leben können. Der Autor Eric Berg ist einer von ihnen. Er hat seine Lieblingsbeschäftigung vor vielen Jahren zum Beruf gemacht. Er zählt seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten deutschen Autoren. 2013 verwirklichte er einen lang gehegten schriftstellerischen Traum und veröffentlichte seinen ersten Kriminalroman »Das Nebelhaus«, der 2017 mit Felicitas Woll in der Hauptrolle der Journalistin Doro Kagel verfilmt wurde.

Seither begeistert Eric Berg mit jedem seiner Romane Leser und Kritiker aufs Neue und erobert regelmäßig die Bestsellerlisten. In seinem neuesten Kriminalroman »Die Mörderinsel« ermittelt Doro Kagel in ihrem zweiten Fall. Zuvor hat er sich auch in anderen Genres versucht, doch mit den Krimis kam der große Durchbruch.

 

Wie haben Sie (beim ersten Buch) einen Verlag gefunden? Wie lange hat es gedauert, von der ersten Einsendung bis zum ersten Vertrag?

Bei mir ging es schnell. Es hat einen Sommer lang gedauert. Ich hatte das Buch einer Literaturagentin angeboten, die es angenommen und sehr erfolgreich angeboten hat.

Haben Sie ein Exposé, ein fertiges Manuskript oder einfach eine Buchidee angeboten?

Zunächst hatte ich etwa ein Drittel geschrieben und es zusammen mit dem Expos´angeboten. Das war meiner Agentin dann aber doch zu wenig. Sie kannte mich ja noch nicht. Habe ich vielleicht zwei Jahre für dieses eine Drittel gebraucht? Wenn so etwas angeboten wird, muss man sich auf eine baldige Fertigstellung verlassen können. Also habe ich mich nach zwei Dritteln noch einmal gemeldet. Dann kamen wir zusammen.

Wie viele Bücher haben sie mittlerweile veröffentlicht?

Ich habe sowohl unter meinem „richtigen“ Namen wie auch unter Pseudonym veröffentlicht. Alles zusammen sind es jetzt achtzehn Romane in siebzehn Jahren.

Wurden Ihnen die weiteren Buchprojekte vom Verlag/Literaturagentur vorgeschlagen oder waren es Ihre Vorschläge? Im letzteren Fall: War es nach dem ersten Buch einfacher?

Ich bekomme von meiner Agentin gelegentlich Hinweise, was gerade besonders gefragt ist. Aber eindeutige Themenvorschläge: nein. Das entwickle ich weitgehend selbst. Auch der Verlag steuert nur mit sanftem Zügel, ich habe ziemlich freie Hand. Und ja: nach dem ersten Roman war es deutlich einfacher.

Haben Sie Reihen geschrieben oder steht jeder Titel für sich?

Früher dachte ich, dass mir Reihen nicht liegen. Inzwischen habe ich mich davon überzeugt, dass ich beides kann.

Welche Gemeinsamkeiten haben Ihre Titel? (Genre, Setting, Hauptfiguren)

Angefangen habe ich mit Historischen Romanen, dann bin ich auf Kriminalromane umgestiegen. Dazwischen habe ich auch zwei Jugendthriller sowie Familiensagas geschrieben. Mir sind die Figuren das Wichtigste, nicht so sehr das Genre und das Setting.

Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen und Ideen?

Wenn ich das nur wüsste. Schon als kleiner Bub habe ich mir die dollsten Geschichten ausgedacht. Ich erinnere mich an keine Zeit, wo mir die Storys nicht zuflogen.

Haben Sie ein Tool zum Plotten? Oder wie planen Sie ein Buch?

Am Anfang steht ein Satz. Beim NEBELHAUS zum Beispiel: Freunde, die sich aus den Augen verloren haben, treffen sich nach Jahren für ein Wochenende auf Hiddensee wieder. Das war’s, mehr ist da nicht. Daraufhin denke ich mir erst einmal die Figuren aus, erst wenn ich die habe entspinnt sich die Handlung. Aber auch dann habe ich nicht mehr als ein Kurzexposé von zwei Seiten, den Rahmen halt. Der Rest passiert beim Schreiben selbst. Mein Tool ist mein Kopf.

Wie heißt Ihr neuestes Buch? Wovon handelt es?

„Die Mörderinsel“. Ein des Mordes an einer jungen Frau Angeklagter wird freigesprochen und kehrt in sein Dorf auf Usedom zurück. Dort wird ihm das Leben zur Hölle gemacht. Dann passiert ein weiterer Mord.
Auf einer zweiten Zeitebene (Gegenwart) ermittelt die Gerichtsreporterin Doro Kagel (der Protagonistin aus „NEBELHAUS“) in der Sache. Die Familie des Angeklagten ist inzwischen Opfer eines Brandanschlags geworden und fast ausgelöscht. Die Morde sind noch immer nicht aufgeklärt. Das erledigt nun Doro Kagel.

Was würden Sie heute anders machen? (Verlagssuche, Zusammenarbeit mit Lektorat, Marketing, Lesereisen, Schreibrhythmus, …)

Da muss jeder seinen eigenen Rhythmus finden. Wie schon Clausewitz sagte: Alle Strategien sind im Moment der Feindberührung Makulatur. Man kann viel Austüfteln wie man dies oder das machen will, aber letztendlich liegen die Dinge bei jedem Autor und jeder Autorin anders.
Was mich angeht: Irgendetwas an meinem Erfolg sagt mir, dass ich nicht so falsch lag mit meinen Entscheidungen.

Wo schreiben Sie?

Zu Hause am Laptop.

Wann schreiben Sie im Allgemeinen? Arbeiten Sie mit einem Schreibplan?

Vormittags. Kein Plan.

Brauchen Sie Ruhe um sich oder „immer was los“ beim Schreiben?

Im Allgemeinen brauche ich Ruhe. Keine Musik, keine Unterhaltungen am Nebentisch. In einem Café könnte ich nicht schreiben. Aber ich bin nicht total störanfällig. Wenn der Paketbote klingelt, mache ich die Tür auf.

Haben Sie einen „Platz“, an dem sie Buchideen sammeln?

Nicht wirklich. Es gibt bedeutende Plätze in meinem Leben, aber die haben wenig mit dem Schreiben zu tun, mehr mit dem Treffen von Entscheidungen. Zum Beispiel eine Lichtung im Wald in der Nähe meines Heimatortes.
Auf eine Buchidee kann ich überall kommen. Bei „DIE MÖRDERINSEL“ war es ein kurzer Fernsehbericht über die Probleme eines aus der Haft Entlassenen bei der Rückkehr in sein Dorf. Wie die Gesellschaft mit Menschen umgeht, die sie für schuldig hält, ist ein spannendes Thema.

Was fällt Ihnen beim Buchschreiben am schwersten?

Mich zu zügeln. Nicht zu „huschen“.

Was tun Sie, wenn Sie beim Schreiben festhängen?

Das kommt sehr selten vor. Ich trinke dann eine Flasche Rotwein. Danach läuft’s wieder.

Ist das Bücherschreiben heute Ihr Beruf oder Nebenberuf?

Seit vielen Jahren mein Beruf, der schönste der Welt. Mit vierzehn Jahren schon wollte ich mal Schriftsteller werden …

Wie halten Sie Kontakt mit Ihren Fans?

Habe ich welche?
Nein, jetzt mal im Ernst: Ich habe meine Gründe, im Netz nicht besonders aktiv zu sein. Ich habe keine Webseite, bin nicht bei Twitter oder Facebook … Ich denke, wenn man dort aktiv ist, dann sollte man es gerne sein, mit Freude und aus Überzeugung, nicht weil dir jemand sagt, dass man das heutzutage machen MUSS. Mein Kontakt zu den LeserInnen beschränkt sich also auf meine Lesungen, die ich unregelmäßig in verschiedenen Regionen des Landes habe.

Lesen Sie Rezensionen und Bewertungen?

So gut wie nie. Der eine Leser schreibt, meine Figuren sind originell, der andere, sie sind schablonenhaft. Die eine Leserin schreibt, das Ende ist ein unvorhergesehener Paukenschlag, die andere findet es vorhersehbar. Ich lerne nichts aus Rezensionen. Aber sie sind Ausdruck einer lebendigen Meinungskultur, und das finde ich prinzipiell gut.

Welchen Tipp würden Sie jemandem geben, der noch nie ein Buch geschrieben hat, jetzt aber endlich loslegen möchte?

Anfangen. Sofort.

Was finden Sie, ist unerlässlich, wenn man ein Buch von Anfang bis Ende schreiben will?

Mit gewöhnlicher Begabung und ungewöhnlicher Beharrlichkeit ist alles zu erreichen. Dranbleiben. Nicht aufhören, über das Buch nachzudenken. Und GENAUSO WICHTIG: nicht aufhören, das Buch zu SCHREIBEN.

Welchen Tipp würden Sie jemandem geben, der einen Verlag sucht?
Eine Literaturagentur suchen.

 

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Urhebernachweis für Autorenfoto: ©Derek Henthorn

Interview Bestsellerautor Krimi Eric Berg

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