Ein Sachbuch in circa drei Monaten zu schreiben, das geht. Ich weiß es, weil ich es schon erfolgreich gemacht habe. In drei Monaten entstehen bei mir so etwa 180 Buchseiten, je nach Thema. Für weniger umfangreiche Ratgeber mit etwa 50 Seiten brauche ich sechs bis acht Wochen. Das wiederum hängt davon ab, wie viel Zeit für die Recherche draufgeht. Ob ich mit der Zeit hinkomme, die ich mir vorstelle, hängt fundamental davon ab, wie gut ich ein Sachbuch plane.
Zeit für die Recherche einplanen
Da ich in den letzten Jahren vor allem Ratgeberbücher schreibe, weiß ich aus Erfahrung, dass ich genügend Zeit für die Recherche kalkulieren muss. Das bedeutet: eine Liste mit Büchern, Artikeln, Podcasts, TED-Talks und so weiter erstellen und viel Zeit zum Lesen planen. Ich mag immer noch oldschool Bücher zum Durchblättern, Anmalen und Reinschreiben, also kaufe ich die Bücher rechtzeitig. Selbstverständlich stoße ich während des Schreibens auch immer noch auf andere Titel, die interessante Impulse geben, und die kaufe ich dann auch noch dazu.
Damit ich nicht darin “ertrinke”, lese ich oft nur einen Teil des Buchs richtig, der zu meinem Buchthema passt, und den Rest überfliege ich nur. Oder ich besorge mir noch das Hörbuch, so dass ich auch beim Spazierengehen, Warten oder Kochen “recherchiere”. Dann ist es aber wichtig, sich gleich danach Notizen zu machen oder ein Kapitel darüber zu schreiben.
Wer sehr viel Zeit fürs Buch schreiben plant, braucht auch lang
Um es gleich vorweg zu sagen: Eigentlich ist es egal, wie lang ein Buch braucht – Hauptsache, es wird irgendwann abgeschlossen. Ich kann nur sagen, dass ich mich lieber in ein Buch stürze, intensiv daran arbeite und es zügig fertigstelle, um dann den Kopf frei zu haben für neue Ideen und Projekte. Außerdem freue ich mich einfach darauf, es möglichst bald im Verlagsprospekt, in Buchhandlungen und auf Werbeflyern zu sehen!
Meine Erfahrung ist einfach: Wenn ich mir sechs Monate für ein Buch gebe, brauche ich auch die sechs Monate, und das finde ich für ein Sachbuch lang. Wie gesagt, ich spreche hier nur für mich. Gebe ich mir drei Monate, schaffe ich es in drei UND es ist deswegen nicht schlechter. Ich halte mich da an die 80/20-Regel. Perfektionismus bremst mich da nur.
Außerdem wird es ja auch noch in zwei Durchgängen lektoriert und vom Programmleiter begutachtet.
Die realistische Planung und Kalkulation macht den Unterschied
Nachdem ich meine Buchidee mit Stichworten aufgefüllt habe, schreibe ich ein vorläufiges Inhaltsverzeichnis. Parallel fülle ich meinen Projektplan, denn ich weiß, dass ich realistisch planen muss, wenn ich nicht frustriert auf nicht erreichte Schreibziele zurückblicken will.
Den Link zu dem Projektplan, den ich eigens dafür erstellt habe, findest du hier zum Download.
Dort trage ich ein, wann ich anfange und wann der Abgabetermin ist, wie viel Wochen das insgesamt sind und ob es Arbeitspausen gibt (zum Beispiel, wenn Weihnachten und Silvester dazwischen liegen und ich eh weiß, dass ich da nicht gut arbeiten kann und auch nicht will).
Da ich ausgerechnet habe, wie viele Zeichen inklusive Leerzeichen ich im Durchschnitt pro 25 Minuten schreibe (wenn du das für dich ausrechnen möchtest, lies bitte meine Blogposts Wie lange dauert es, ein Buch zu schreiben und Schreibroutine entwickeln, kann ich kalkulieren, wie lange ich für, sagen wir mal, 180 Buchseiten brauche.
Recherche frisst Schreibzeit
Auf der dritten Seite des Projektplans ist eine Liste mit dem Recherchematerial. Wie oben erwähnt, versuche ich mich hier immer, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Trotzdem braucht Recherche viel Zeit und “frisst” Schreibzeit weg.
Für mich funktioniert es am Anfang des Projekts gut, nur zu Lesen und zu Markieren, eventuell Notizen zu machen. Also ich trenne Recherche und Schreiben am Anfang. Je mehr Text in den folgenden Wochen entsteht, umso häufiger vermischen sich Recherche und Schreiben. Das liegt bei mir oft daran, dass bestimmte Gedanken in anderen Büchern mich zu eigenen Gedanken inspirieren. Manchmal sind es aber auch schlichtweg Fakten, die ich gerne übernehmen oder zitieren möchte, um meinen Standpunkt klar zu machen.
Interviews für die Recherche
Ich mag es, mich bei der Arbeit an einem Buch mit anderen Menschen darüber auszutauschen. Das bringt mich jedes Mal weiter, gibt mir neue Ideen und Einblicke. Manchmal plane ich auch Interviews für die Recherche, um von Betroffenen ihre Sichtweise zu erfahren und Beispielgeschichten zu erfahren (die ich natürlich so verfremde, dass niemand wiedererkannt werden kann). Deswegen müssen auch diese Gespräche im Projektplan Raum bekommen.
Meilensteine und Schritte im Projektplan definieren
Im Projektplan definiere ich mehrere Meilensteine. Der letzte ist das fertige Manuskript, so wie ich es ans Lektorat schicke. In den Wochen davor gibt es aber auch Meilensteine, zum Beispiel vorläufige Gliederung erstellt, Buchkonzept geschrieben, Exposé verschicken, Inhaltsverzeichnis fertig, Kapitelanzahl, Recherche beendet, Interviews erledigt oder so und so viel Zeichen.
Das ganze Buchprojekt breche ich dann noch runter in Schritte, und zwar jeweils: Was? Ab wann? Bis wann? Ablesbar in Fortschritt-Markern.
Dein Buch braucht eine Vision
Ein eigenes Buch ist ein Traum, eine Vision. Deswegen schreibe ich mir auf, warum ich dieses Buch schreiben möchte, und ich “male” das Cover des Buchs auf das erste Blatt des Projektplans. Auch wenn es nur der Arbeitstitel ist und der endgültige Buchtitel mit den Untertiteln noch nicht feststeht, hilft es mir, mich immer wieder auf das Ergebnis zu konzentrieren. Das Recherchieren und Schreiben sind nicht die Ziele, es sind nur Schritte zum Ziel. Das Ziel ist “mein neues Buch”. Wenn du Anregungen für die Formulierung deines Buchtitels und der Untertitel brauchst, schau mal hier: Buchtitel finden Teil 1 und Buchtitel finden Teil 2.
Ich bin ein Fan davon, Träume zu visualisieren, und deswegen ist mir das so wichtig. So ein gemaltes Bild von meinem Buch macht mir immer wieder Lust zum Schreiben, auch an Tagen, an denen ich eigentlich nicht so motiviert bin.