Wie du selbst dein Manuskript lektorierst

Manuskript selbst lektorieren

Wenn du die Rohfassung deines Manuskripts fertig geschrieben hast, beginnt ein neuer Schritt zur Veröffentlichung deines Buches: die Überarbeitung. Den Begriff darfst du absolut wörtlich nehmen, es wartet nämlich jede Menge Arbeit auf dich (das gilt selbst für Bestseller-Autor*innen, also keine Sorge!). Die lohnt sich aber, weil du so deine Chancen bei einem Verlag oder einer Literaturagentur erhöhst. Wählst du den Weg des Selfpublishing, senkst du damit die Kosten für ein Lektorat.

 In diesem Gastbeitrag erfährst du von einer routinierten Lektorin, wie man seine Texte selbst lektoriert. Denn es ist klar: Ein Manuskript muss ja nochmal überarbeitet werden, bevor man es als Buch veröffentlicht. Auch wenn man plant, es bei Verlagen oder Agenturen anzubieten, ist es unerlässlich, den Text auf inhaltliche und grammatikalische Fehler zu prüfen. Ob du es nun Selbstlektorat oder Manuskriptüberarbeitung nennst – hier erfährst du, wie du das am besten erledigst.

Der erste Teil des Posts gibt Selbstlektorat-Tipps für Autor*innen erzählender Texte, also Romane, Krimis, Thriller, Kinderbücher, Fantasy, Chick-Lit usw. Der zweite Teil zeigt, worauf man bei der Überarbeitung von Sachbüchern achten muss, also unterhaltendes Sachbuch, Ratgeber oder allgemeines Sachbuch.

Ellen Rennen, die Autorin dieses Beitrags, ist freie Lektorin und arbeitet immer eng mit den Autor*innen der Manuskripte zusammen. Der größte Teil ihrer Kund*innen sind Selfpublisher. Neben dem klassischen Germanistikstudium bringt sie Leidenschaft und Erfahrung mit. Eine Geschichte gemeinsam mit der Autorin / dem Autor zum Leben zu erwecken, fasziniert sie immer wieder und ermöglicht ihr jedes Mal Einblicke in andere Welten. Auf ihrer Webseite https://www.texpertin.de erfährst du mehr über Ellen Rennen und ihre Angebote für Autor*innen, ob Lektorat, Schreibbegleitung oder Korrektorat (mehr zum Unterschied zwischen Lektorat und Korrektorat findest du im Interview mit der Lektorin Susanne Pavlovic.

Du findest Ellen Rennen auch auf Instagram, wo sie ganz praktische Schreibtipps für Romanautor*innen teilt.

Roman selbst lektorieren

Ob Roman oder Sachbuch – erstmal Abstand gewinnen

Bevor du dein Manuskript auf Herz und Nieren überprüfst, brauchst du gedanklichen Abstand. Noch bist du zu sehr in der Geschichte drin, um Fehler zu entdecken. Gönn dir also eine Pause und sei stolz, dass du es bis hierhin geschafft hast! Wenigstens zwei Wochen solltest du dein Manuskript liegen lassen, zwei Monate oder mehr sind auch üblich.
In dieser Zeit kannst du ein neues Buchprojekt beginnen, Testleser suchen, dich über freie Lektorinnen/Lektoren oder Literaturagenturen informieren, ein Marketingkonzept überlegen … Die Pause ist also keineswegs vergeudete Zeit.

Wie du einen Roman überarbeitest

Wenn du mit genügend Abstand deine Rohfassung liest, achte zuerst auf die inhaltlichen Punkte. Dazu zählen spannende Konflikte und unerwartete Wendungen, meist kannst du hier noch eine Schippe drauflegen. Trau dich also!

Zuerst der Inhalt

Deine Figuren sollten stimmig sein und sich im Laufe der Geschichte weiterentwickeln. Lies die Charakterbögen noch einmal durch und sieh dir die einzelnen Entwicklungsstufen an. Passt alles zusammen? Neben den Figuren ist die Handlung für ein gutes Buch entscheidend. Sind alle Handlungsstränge notwendig und beendet, alle Fragen beantwortet? Gibt es überflüssige Dialoge, Szenen, Kapitel oder Figuren? Infodumps rauben unnötig Spannung. Oder fehlt noch etwas? Stimmt der zeitliche Ablauf in deiner Geschichte?

Um den Überblick nicht zu verlieren, liest du in dieser Runde mehrfach dein Manuskript und konzentrierst dich jeweils auf einen Punkt. Weil deine Augen am Bildschirm schneller ermüden, druck die Rohfassung aus und mach dir während des Lesens Notizen am Seitenrand oder auf einem Zettel.

Nach diesem Schritt wirst du komplette Szenen oder Kapitel umschreiben müssen, das ist vollkommen normal. Die Arbeit lohnt sich aber, weil deine Geschichte dadurch immens gewinnt!

Testleser helfen mit ihrem frischen Blick

Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für ein ehrliches Feedback von Testlesern. Weil dein Manuskript stilistisch und sprachlich noch nicht überarbeitet wurde, konzentrieren sie sich auf den Inhalt. Für diesen Schritt wären zwei bis drei Autorenkolleg*innen ideal, mit denen du intensiv an der Struktur arbeitest und diskutierst.

Der Feinschliff

Wenn Handlung und Figuren stimmig sind, überprüfst du Sprache und Stil. Hier schaust du in mehreren Runden nach Füllwörtern, Wortwiederholungen und Adjektiven. Passive Sätze solltest du in aktive umwandeln und Satzanfänge abwechslungsreich gestalten. Wirken deine Szenen durch Vergleiche und Metaphern lebendig? Sprichst du alle Sinne an und berücksichtigst das berühmte „show, don’t tell“? Achte in Dialogen darauf, deinen Figuren eine eigene Stimme zu geben. Welche Wörter oder Floskeln sind typisch für sie?

Ob der Satzbau zum Erzähltempo passt, findest du heraus, indem du deine Geschichte laut liest. In Actionszenen brauchst du kurze Sätze, bei Beschreibungen dürfen es gerne längere sein. Beim lauten Lesen fallen dir auch holprige Sätze auf, die du jetzt glätten kannst.

Letztes Feedback von den Testlesern

Spätestens jetzt ist dein Manuskript reif für weitere Testleser. Weil du Inhalt und Stil sorgfältig überarbeitet hast, kommt es auf den Gesamteindruck an. Ideal wären fünf bis zehn Testleser aus deiner Zielgruppe, die sich mit dem Genre auskennen. Nachdem du deren Anmerkungen eingearbeitet hast, ist dein Manuskript bereit für ein professionelles Lektorat oder die Einreichung bei einer Literaturagentur.

Sachbuch selbst lektorieren

Wie du dein Sachbuch überarbeitest

So wie im Roman die Handlungsstränge stimmig sein müssen, so muss bei einem Sachbuch die Gliederung logisch und klar sein.

Zuerst die Struktur

Wenn du deinen Lesern eine Botschaft vermitteln oder mit einem Ratgeber ein Problem lösen willst, muss der Aufbau verständlich gegliedert sein. Schreib die einzelnen Kapitel und Unterkapitel in eine Tabelle oder auf Karteikarten, damit du einen Überblick bekommst. So siehst du, welche Kapitel inhaltlich aus allen Nähten platzen und welche noch etwas dünn sind. Ist für manche Themen Vorwissen notwendig? Verschiebe Kapitel oder Unterkapitel, bis die Struktur logisch aufeinander aufbaut und die Leser deiner Argumentation folgen können.

Die Zielgruppe als Maßstab

Beim Sachbuch ist es absolut wichtig, dass du deine Leser erreichst. Dafür musst du sie und ihre Probleme gut kennen, um ihnen mit deinem Buch helfen oder deine Botschaft verständlich machen zu können. Du solltest also schon beim Schreiben eine gute Vorstellung von ihnen haben. Denk dir eine/n imaginäre/n Idealleser/in aus und gib ihr/ihm einen Namen. Welches Vorwissen, welchen Bildungsstand kannst du voraussetzen? Welches Problem hat „Gerda“? Sind die einzelnen Aspekte für sie interessant? Was könnte „Gerda“ noch nützen?

Auf den Inhalt kommt es an

Auch bei diesem Schritt hast du deine Zielgruppe ständig im Blick. Bietest du alle wichtigen Informationen oder verlierst du dich in Details? Was musst du noch ausführlicher erklären, was kann weg? Gibt es zu viele Wiederholungen?

Fallbeispiele, Zitate oder Interviews lockern dein Sachbuch unterhaltsam und einprägsam auf. Baue sie an sinnvollen Stellen ein und achte darauf, dass sie deine Aussagen unterstützen.

Beim Sachbuch müssen alle Ausführungen und Informationen handfest und belegbar sein. Hast du genügend recherchiert, die neuesten Forschungen berücksichtigt? Das Internet bietet im Gegensatz zu Büchern aktuellere Informationen, allerdings sind manche Quellen unseriös. Sind alle Aspekte mit Nachweisen versehen? Achte darauf, Zitate immer zu kennzeichnen. Plagiate ruinieren ganz schnell deinen Ruf.

Füge am Ende ein Literaturverzeichnis, Adresslisten oder andere Informationen ein, die deinen Lesern weiterhelfen können.

Der richtige Schreibstil

Das informativste Sachbuch findet keine Leser, wenn es nicht packend geschrieben ist. Falls du dir nicht schon vor dem Schreiben Gedanken dazu gemacht hast, solltest du es spätestens jetzt tun. „Gerda“ hilft dir dabei. Mag sie eine direkte Ansprache und will sogar geduzt werden? Oder bevorzugt sie einen nüchternen Schreibstil, der nicht vom Inhalt ablenkt? Wenn du unsicher bist, schau dir an, welchen Stil ähnliche Sachbücher haben. Oder hol dir Feedback von Testlesern, die idealerweise deine Zielgruppe repräsentieren.

Das Auge liest mit

Eine ansprechende Gestaltung weckt Interesse und erhöht das Lesevergnügen. Überleg daher, welche Fotos und Grafiken den Inhalt anschaulich darstellen. Lockern ausreichend Infokästen, Zitate oder Interviews den Fließtext auf? Piktogramme erleichtern zum Beispiel bei umfangreichen Sachbüchern die Orientierung. Du hast also viele Möglichkeiten, dein Thema optisch aufzuwerten. Nutze diese Möglichkeit, wenn sie zum Buchthema passt.

 

Urhebernachweis für Lektorenfoto: ©Ellen Rennen

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